wegedeslebens
Würden Sie gerne auf diese Nachricht reagieren? Erstellen Sie einen Account in wenigen Klicks oder loggen Sie sich ein, um fortzufahren.

EMDR-eine von vielen Möglichkeiten der Traumabehandlung

Nach unten

EMDR-eine von vielen Möglichkeiten der Traumabehandlung Empty EMDR-eine von vielen Möglichkeiten der Traumabehandlung

Beitrag von Gast Fr Apr 29 2011, 13:13

Was ist EMDR?

Eine der am besten wissenschaftlich untersuchten Traumatherapien, mit deren Hilfe man belastende Erinnerungen sehr schnell verarbeiten und loswerden kann (wird allerdings leider in Deutschland nicht von der gesetzlichen Krankenversicherung eigens vergütet). Nach meiner Erfahrung bringen bereits wenige Sitzungen deutliche Erfolge bei:

Belastenden Erinnerungen, z.B. an sexuellen Missbrauch
Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
dadurch hervorgerufener Dekompensation / Depression / Rerealisation / Depersonalisation und andere dissoziative Störungen
Flashbacks
Dissoziativen Störungen aller Art
Psychischem Missbrauch

Leider gibt es in Deutschland momentan noch wenige Therapeuten, die Erfahrungen mit EMDR haben. Die Suche nach einem guten EMDR-Therapeuten kann sich aber lohnen! Man spart sich u.U. Jahre an konventioneller Therapie und man kann u.U. auch "hängengebliebene" Therapien wieder flottkriegen!

Allerdings ist EMDR kein Wundermittel. Es hilft gegen die direkten Wirkungen von Traumata, indem es die "Tumorzellen" beseitigt -- etwas neues an Stelle des Traumas aufbauen muss man jedoch nach wie vor selbst, auch die indirekten Wirkungen muss man nach wie vor selbst bearbeiten. EMDR wirkt hauptsächlich gegen Schäden auf der körperlichen und niederen emotionalen Ebene; auf anderen Ebenen wie der geistigen oder auf Beziehungs-Ebene zu Mitmenschen habe ich dagegen kaum direkte Wirkungen feststellen können.

Diese Aufbauarbeit erfordert trotzdem noch viel Kraft und Zeit. Insgesamt spart man durch EMDR jedoch sehr viel wertvolle Energie, die vorher durch das Trauma gebunden war. Diese Energie ist wesentlich besser aufgehoben, wenn man sie zum Aufbau eines neuen Lebens nutzt!
Wie funktioniert EMDR?

Man sucht sich eine Erinnerung oder ein belastendes Gefühl selber heraus, das man bearbeiten möchte. Der Therapeut stellt dann mehrere Fragen, wie man diese Gefühle oder diese Situation auf einer gedachten Belastungsskala einordnet. Der Therapeut sitzt einem gegenüber und bewegt entweder seinen Finger vor den Augen hin und her (wobei man diesem Finger folgen soll), oder er tippt einem abwechselnd auf die ausgestreckten Hände.

Mit den Augenbewegungen habe ich keinerlei Erfahrungen, da ich das als Kontaktlinsenträger nicht gemacht habe.

Was bewirkt nun das abwechselnde Antippen durch den Therapeuten?

Es regt die beiden Gehirnhälften an und beschleunigt dadurch die ganz normale natürliche Trauma-Verarbeitung, wie sie auch in einer normalen Therapie-Sitzung stattfinden würde. Die Beschleunigung ist jedoch sehr drastisch: ich würde ohne weiteres von einem Faktor 5 oder mehr sprechen, der erreicht werden kann. Dadurch sinkt auch die Zeit, in der man sich dem Trauma hilflos ausgesetzt und ausgeliefert fühlt. Mir ist es bald so gegangen, dass ich nach solchen Sitzungen geradezu gelechzt habe, weil ich diesen alten Scheiß aus der Vergangenheit endlich loshaben wollte. Ich war zwar nach den EMDR-Sitzungen immer total ausgepowert, aber gleichzeitig unendlich erleichtert. Es ist ein unbeschreiblich erleichterndes Gefühl, endlich etwas durchgearbeitet zu haben und es ablegen zu können (es beschäftigt einen nicht mehr andauernd, auch nicht mehr unbewusst; meine Träume haben sich seither radikal verändert). Dadurch werden Energien frei, die vorher z.B. in die Aufrechterhaltung von Depressionen und in die Bewältigung von Krisen geflossen sind.

Während des Tippens bin ich durch mehrere episodenhafte Szenen hindurchgegangen. Ich habe meinen Therapeuten ständig auf dem Laufenden über die Szene und meine hochgekommenen Gefühle gehalten. Oft bin ich in Tränen ausgebrochen, habe mich geschüttelt, habe gefroren, hatte Angst, habe mich geekelt, gekotzt und gewürgt, es hat schrecklich weh getan, ich hatte Klöße im Hals und im Magen, habe einiges richtig körperlich gespürt. Das alles waren alte, bisher nicht aufgearbeitete und verarbeitete Gefühle. Es kamen auch neue Körpererinnerungen hoch, die ich vorher nicht spüren konnte (darunter auch solche, die aus der Kleinkind- und Baby-Zeit stammen mussten; für diese gab es keine Worte, sondern nur ein Sein und Spüren).

Diese Beschäftigung mit Trauma-Material war im Vergleich zu konventioneller Therapie recht kurz (wenn auch meistens deutlich intensiver). Insgesamt über die Zeitdauer der Belastung gemittelt war meine Gesamtbelastung jedoch wegen dieser immer nur kurzen Episoden sehr viel geringer als bei konventioneller Therapie!

Am Ende der Sitzung machte mein Therapeut immer mehrere Kontrollen mit entsprechenden Fragen. Insebsondere wird die Belastung nochmals gemessen und mit der Belastung um Anfang der Sitzung verglichen. Meist zeigt sich da ein deutlicher Erfolg, oft schon in einer einzigen Sitzung!

Zu den Abschlussphasen, die nach der reinen EMDR-Lehre eigentlich notwendig sein sollen, ist es bei mir aufgrund der Schwere des bearbeiteten Materials meistens nicht mehr gekommen; trotzdem waren die EMDR-Sitzungen einer der Hauptgründe für meinen durchschlagenden Therapie-Erfolg.

Der entscheidende Erfolgsfaktor an EMDR ist, dass direkt auf die Reduktion der Belastung hingearbeitet wird. EMDR schafft also genau das aus dem Leben, was viele Überlebende am meisten fürchten, nämlich den traumatischen Stress!

Gast
Gast


Nach oben Nach unten

Nach oben

- Ähnliche Themen

 
Befugnisse in diesem Forum
Sie können in diesem Forum nicht antworten